Wie gelingt es Seeleuten, sich auf dem Meer und vor den Küsten zu orientieren – zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter?

Neben den natürlichen Orientierungspunkten – wie Sonne, Sterne, Küstensilhouetten und Erdmagnetfeld – helfen künstliche Zeichen: die Seezeichen. Diese unterteilt man in optische, akustische und funktechnische Signale – bekannt als Leuchttürme, Baken, Tonnen oder Feuerschiffe, die schwimmenden Leuchttürme. Für ihre stetige Weiterentwicklung als Warn- und Leitsystem spielen die Reichweite der Signale, ihre unbedingte Zuverlässigkeit und die Betriebskosten eine wichtige Rolle.

Die Ausstellung widmet sich auf 70 Quadratmetern schwerpunktmäßig der Entwicklung der optischen Signale: von offenen Feuern über die Öllampe und das Gasfeuer bis hin zu elektrisch betriebenen Lichtquellen und den heute weit verbreiteten, sehr hellen, energiesparenden und langlebigen LEDs. Der Einsatz von reflektierenden Spiegeln, lichtbrechenden Glaslinsen, Farben und in einem bestimmten Takt wiederkehrendem Licht veranschaulicht die stetigen Veränderungen des Seezeichenwesens. So ermöglichten unterschiedliche Farben und Takte des Lichts die individuelle Kennzeichnung von Leuchttürmen und verbesserten die Wegeleitung.

Zahlreiche originale Objekte wie Glasoptiken und Messgeräte sowie Archivalien und Fotografien zeichnen den Weg zu einem einheitlichen deutschen Seezeichenwesen nach. Die Exponate übernahm das Deutsche Technikmuseum 2009 von der Fachstelle der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes für Verkehrstechniken in Koblenz.

Mit dem erhöhten Schiffsaufkommen im 19. Jahrhundert stieg der Bedarf an sicherer Orientierung entlang der Küsten. In Europa bauten Frankreich, England und Schottland die Befeuerung ihrer Küsten zentralstaatlich aus. Auch Dänemark, Schweden und die Niederlande unterhielten staatliche Seezeichenorganisationen. In Deutschland entstand erst nach der Reichsgründung 1871 langsam ein einheitliches Seezeichenwesen. In Preußen – dem größten Uferstaat mit den meisten Seezeichen – war der Bedarf an einer zentralen Einrichtung am höchsten. Deshalb wurde vor 100 Jahren, am 1. April 1913, das preußische Seezeichenversuchsfeld in Berlin-Friedrichshagen gegründet.

Leiter der Institution am Müggelsee war Walter Körte (1855–1914). Er trieb die Entwicklung einheitlicher Zeichen und Standards durch seine Kontakte zur Industrie und den anderen deutschen Anrainerstaaten voran. Bis zum Ersten Weltkrieg entstand so ein wirksames System fester und schwimmender Seezeichen für den Tag- und Nachtbetrieb. Ab 1918 lag eine wichtige Aufgabe in der Absprache auf internationaler Ebene. Nach der Teilung Deutschlands 1945 zog das Versuchsfeld für die Bundesrepublik nach Koblenz und das für die DDR nach Stralsund. Seit 1990 sind beide Prüfstellen in Koblenz zusammengefasst.