Ein lebendiger und zentral gelegener Treffpunkt für große und kleine Musikfreunde ist das Haus der Musik im Stuttgarter Fruchtkasten. Hier zeigt das Landesmuseum Württemberg herausragende Stücke aus seiner umfangreichen Sammlung historischer Musikinstrumente.

Der Konzertsaal im Erdgeschoss empfängt die Besucher mit einer Auswahl besonders wertvoller Tasteninstrumente des 17. bis frühen 20. Jahrhunderts, die regelmäßig bei Konzerten gespielt werden: zwei Hammerflügel, ein Tangentenflügel, ein Doppelflügel von Pleyel und ein original erhaltenes französisches Cembalo aus der Zeit Ludwigs XIV.

Mit neuen Stationen zum Ausprobieren und Experimentieren bietet das „Kuriose Klanglabor“ seit 17. Mai 2015 im 3. Geschoss des Fruchtkastens eine ideale Ergänzung zur Ausstellung „Unerhört!“. Im Klanglabor werden unterschiedliche Arten der Klangerzeugung auf unterhaltsame Weise vorgestellt und erfahrbar. Hier können große und kleine Besucher nach Herzenslust selbst ausprobieren und musizieren: Summtopf, Wasserorgel, Kuhglockenklavier, singende Säge oder klingender Besen laden ein zu neuen Klangerfahrungen, die teils Intuition und gezielten Körpereinsatz voraussetzen. Beim Chladni-Kasten und dem Theremin werden faszinierende elektronische Phänomene mit einbezogen. Krönender Abschluss des Rundgangs ist der Boxsack „Beathoven“ mit eingebautem Sampler und Verstärker, dem sich beim Boxen verschiedene Klänge entlocken lassen; sogar das Thema einer berühmten Sinfonie kann „geboxt“ werden.

Ob tönende Meeresschnecke, Spazierstockflöte oder Regenwassertrompete – die Welt der Musikinstrumente steckt voller Überraschungen: „Unerhört! – Musikinstrumente einmal anders“ heißt die Ausstellung im 1. Geschoss. Hier begegnen die Besucher ungewöhnlichen Instrumenten und Klangkörpern jenseits der traditionellen Orchesterbesetzung. Diese wurden von experimentierfreudigen Spielern und innovativen Instrumentenbauern erdacht und konstruiert.

Die Vielfalt reicht vom Klavier mit Knopftastatur über Doppelbüchel und Glasharfe bis zur Tanzmeistergeige. Auf vergnügliche Weise werden traditionelle Hörerwartungen und Entwicklungsvorstellungen hinterfragt. Originelle Einzelstücke wie der Klingelschuh des Komponisten Maurizio Kagel führen in den Grenzbereich von unterhaltsamem Spiel und provokanter Aktion. „Unerhört!“ ist mehr als eine klassische Instrumentenschau. Im Mittelpunkt stehen zugleich die Spieler und das Publikum sowie die Erfahrung beider mit dem Phänomen Musik. Neben Konstruktionsskizzen, Videosequenzen und Hörbeispielen laden Mitmachelemente zu Klangforschungen ein – etwa die Regenschirm-Geige oder das Flaschophon.

Die Präsentation „Unsere Musikinstrumente – Klangwelten mit Migrationshintergrund“ im 2. Geschoss des Fruchtkastens spannt einen chronologischen Bogen von Renaissance-Instrumenten bis zur mechanischen Musikerzeugung und -wiedergabe im 19. und 20. Jahrhundert. Dabei wird keine vollständige Musikgeschichte abgebildet; vielmehr erhalten die Besucher entsprechend den Sammlungsschwerpunkten – darunter kostbare Streich- und Blasinstrumente – ausgewählte Einblicke in die Wechselwirkung von Klangideal und Instrumentenbau.

Vielen Europäern ist nicht bewusst, in welchem Umfang die christlich-europäische Musikkultur wesentliche Anregungen aus dem islamisch-arabischen und dem asiatischen Kulturkreis erhielt. Vor diesem Hintergrund bezieht die Schausammlung punktuell die außereuropäischen Vorbilder europäischer Instrumente mit ein. Mit zahlreichen Musikbeispielen lassen sich in der Ausstellung die Entwicklungslinien nachvollziehen und internationale Klangwelten genießen. So haben die Besucher etwa die Möglichkeit, die Zurn? und die Schalmei sowie die hieraus entwickelte Oboe hörend zu vergleichen.