Dachlatten, Europapaletten, Lkw-Planen, Metallplatten, Seile – die Materialien, mit denen Kirstin Arndt seit den 1990er Jahren arbeitet, sind einfach, industriell gefertigt und jedem Betrachter vertraut. In ihren minimalistischen und zugleich raumgreifenden Werken, die sie aus diesen alltäglichen Werkstoffen konzipiert, befasst sie sich mit dem Verhältnis zwischen Linie, Fläche und Raum. Dabei interessieren sie der Übergang vom Zweidimensionalen zum Dreidimensionalen sowie der Wechsel zwischen Formfindung und Formauflösung.

Auf den jeweiligen Ausstellungsraum zu reagieren, ist Kirstin Arndts Arbeitsprinzip. Auch in ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Gisela Clement bezieht sie sich auf die Strukturen, Proportionen und Dimensionen der Galerieräume. Das Quadrat, das die gesamte Architektur des Gebäudes prägt, ist der konzeptionelle Ausgangspunkt. Anhand quadratischer Module, hergestellt aus unterschiedlichen Materialien, untersucht die Künstlerin in ihrer Ausstellung das Verhältnis zwischen Material und Formbarkeit. Ob knicken, falten, knautschen, hängen, biegen oder spannen – die Methoden der Formgebung, die Kirstin Arndt anwendet, bringen die Materialien oftmals bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Wichtige Faktoren, die diesen Formfindungsprozess mitbestimmen, sind der gelenkte Zufall, die Schwerkraft und die Eigengesetzlichkeit des Materials. Einige der so entstandenen Werke weisen temporäre und veränderbare Formen auf, während andere wiederum hinsichtlich der Form stabil und dauerhaft sind. Es geht Kirstin Arndt dabei nicht um die Ästhetik der Form. Ihre Intention ist vielmehr, Werkprozesse und Zustände sichtbar zu machen: Die Bewegung im Raum wird angehalten, der Moment eingefroren.

Der Titel der Ausstellung – Henbury – ist eine Referenz an die gleichnamige Gruppe von Meteoriten-Impaktstrukturen im Northern Territory in Australien. Impaktstrukturen entstehen durch den Einschlag, den sogenannten Impakt, eines Asteroiden oder eines großen Meteoriden. Mit einem Durchmesser von mindestens 50 Metern durchdringen diese Körper die Erdatmosphäre, um dann mit einer kosmischen Geschwindigkeit von bis 70 Kilometer in der Sekunde in die Erdoberfläche einzuschlagen. Ein Impakt ist ein komplexes Zusammenspiel von Zufall, Energie, Dynamik und Verformung von Materie. Genau diesen Themen widmet sich Kirstin Arndt in ihrer Ausstellung.