Zwanzig Meter ist es lang, acht Meter breit und sechs Meter hoch: das Zelt aus Seide und vergoldetem Leder aus dem 17. Jahrhundert, das heute das Highlight der Türckischen Cammer im Dresdner Residenzschloss bildet. Bereits 1729 war es nach Dresden gekommen, zu einer Zeit, in der an zahlreichen europäischen Höfen Sammlungen mit Beutestücken aus den Türkenkriegen entstanden. Heute ist die Türckische Cammer in Dresden eine der weltweit bedeutendsten Kollektionen osmanischer Kunst außerhalb der Türkei - insbesondere aufgrund der ausgesprochen gut dokumentierten Geschichte der Objekte und der zahlreichen Exponate aus dem 16. Jahrhundert, die es in dieser Fülle kein zweites Mal an einem Ort gibt.

Die Sammlung entstand jedoch weniger durch Kriege, als durch diplomatische Geschenke sowie gezielte Ankäufe und Auftragswerke. Besonders August der Starke liebte den Orient: Als sächsischer Kurfürst und späterer König von Polen inszenierte er sich mehrfach als Sultan, schickte Mitarbeiter auf Einkaufstour nach Konstantinopel und importierte für seine barocken Feste sogar Kamele und Araberpferde mit edlen Prunkreitzeugen an seinen Hof.

Seit 2010 sind im Dresdner Residenzschloss auf 750 Quadratmetern rund 600 Objekte ausgestellt, Stücke aus dem 16. bis ins 19. Jahrhundert hinein: Neben zwei beeindruckenden Zelten erfreuen aufwändig verziertes Zaumzeug, Sättel, Helme und Waffen ebenso das Auge des Betrachters wie die vier faltbaren Trinkbecher aus Leder - diese Exemplare des einstigen Massenprodukts haben sich nur hier in Dresden erhalten. Die abgedunkelten Räume und acht lebensgroßen, aus Holz geschnitzten Pferde unterstützen die Wirkung der einzigartigen Objekte und lassen den Besuch in der Türckischen Cammer zu einem besonderen Erlebnis werden.