Petrit Halilajs Ausstellung im Zentrum Paul Klee ist Teil einer Serie von Projekten in New York, Runik (Kosovo), Bern und Turin. Der Künstler setzt sich darin mit Umwelt, Vergangenheit und Identität seiner kosovarischen Heimat auseinander. Halilaj ist der Preisträger des Mario-Merz-Preises 2018.

Dreh- und Angelpunkt ist das kosovarische Dorf Runik, in dem Halilaj aufgewachsen ist, bevor er – im Zuge des Kosovokrieges – mit seinen Eltern nach Albanien floh. Seine künstlerische Aufmerksamkeit richtet sich auf die Tatsache, dass sich eine der bedeutendsten jungsteinzeitlichen Siedlungen Südosteuropas bei Runik befand. Noch heute entdecken Dorfbewohnern immer wieder historische Artefakte – darunter Töpferwaren, zeremonielle Gegenstände oder menschliche Figurinen.

Halilaj interessiert sich für die Frage, welche Rolle diese historischen Artefakte heute im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Gemeinde spielen oder spielen könnten. In Runik lebt das Wissen über die ferne Vergangenheit angesichts fehlender Infrastruktur vor allem in der mündlichen Überlieferung weiter, wobei die Grenzen zwischen Realität und Mythos, Fakt und Fiktion nur unscharf gezogen sind. Die Videoinstallation The city roofs were so near that even a sleepwalking cat could pass over Runik without ever touching the ground (2017) erzählt die Geschichte dieser steinzeitlichen Fundstücke und die Spekulationen, die sie umgeben. Dabei ist nicht nur ein Portrait des Dorfes Runik entstanden, sondern auch eine komplexe und poetische Momentaufnahme des Kosovo als junge Nation mit unsicherer Vergangenheit und Zukunft.

Im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung organisiert Halilaj in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung von Runik zudem eine grosse partizipative Kulturveranstaltung im ehemaligen Kulturzentrum, das seit vielen Jahren leer steht. Mit diesem als Initialzündung oder Funken (albanisch Shkrepëtima) gedachten Moment möchte Halilaj die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung im Dorf anstossen. In Bern zeigt Halilaj in diesem Zusammenhang Zeichnungen, Skulpturen und Konzeptstudien, in denen die Objekte aus der Vergangenheit zu poetischen Wegweisern für die Zukunft werden. Die steinzeitlichen Objekte verwandeln sich in Wandervögel, die auf Reisen gehen, Grenzen überschreiten, neue Lebensräume bevölkern und wahlweise in Runik, New York, Bern oder Turin zu Gast sind.

Im Rahmen der Eröffnung berichten Petrit Halilaj und Kurator Leonardo Bigazzi über ihre Recherchen und die Veranstaltung in Runik.