Die Galerie Thaddaeus Ropac freut sich, am 12. Januar 2018 die von Caroline Bourgeois, Kuratorin der Sammlung Pinault, kuratierte Ausstellung Valie Export, Body Configurations, 1972-1976 zu eröffnen. Sie ist der Auftakt der Zusammenarbeit mit der österreichischen Künstlerin, die von der Galerie seit Oktober 2017 vertreten wird.

Die französische Kuratorin sagt über das Ausstellungsprojekt:

„Valie Export hat Konventionen stets abgelehnt. Sie, die sich in der Rolle der klassischen Hausfrau nicht wiederfand, wurde Künstlerin aus einer gewissen Dringlichkeit. Ihre erste entscheidende Tat war, sich einen Namen zu geben: Valie Export, in Großbuchstaben, um genauso stark zu sein wie jemand, der einen männlichen Namen trägt. Den eigenen Namen lieber selbst bestimmen, als den des Vaters (er)tragen. Sie wählt 1967 den Namen Export, um ihre Ideen und Werke zu exportieren. Nach der Erfindung ihres Künstlernamens hat sie dieses erste künstlerische Objekt durch Montagen mit den Zigarettenpackungen der Marke Smart Export symbolisiert. Das in der Ausstellung gezeigte Werk illustriert diese erste Aktion: Valie Export-Smart Export- Selbstporträt (1970).

Die Ausstellung zeigt ihre frühen und grundlegenden Werke von 1968 bis 1976. 1972 entwickelt Valie Export das Konzept für die erste internationale Frauenausstellung Magna. Feminismus: Kunst und Kreativität (Wien, 1975), eine wichtige Referenz für mehrere Generationen von Feministinnen.

Auf quasi-phänomenologische Weise hinterfragt sie das Bild und die Rolle der Frau in der Serie Identitätstransfer 1, 2, 3 (1968), wo sie verkleidet auftritt, um die Bedeutung der Inszenierung des weiblichen Körpers zu demonstrieren, die Wichtigkeit von Erscheinung und Verführung in Beziehungen vor Augen zu führen… Auf diese Aktion folgt Body Sign B (1970), wofür sie sich ein Strumpfband auf den Oberschenkel tätowieren lässt. Diese Aktion und ihre fotografische Wiedergabe sprechen für sich selbst. Valie Export setzt ihre Revolution gegen das Schicksal der Frauen mit Identitätstransfer B (1972) fort, wo sie die Frage der Vergewaltigung aufwirft – ein heute nicht minder aktuelles Thema. In der Werkserie, die wir in der Galerie zeigen, betont sie die Notwendigkeit, sich seines eigenen Körpers zu bemächtigen und daraus die gesellschaftlichen Auswirkungen unserer patriarchalischen Kultur abzuleiten. Deren Konsequenzen nimmt sie genau unter die Lupe, auch in ihrem eigenen Körper. In ihren Aktionen bezieht sie Stellung.

In den Räumen im Erdgeschoss und im Obergeschoss sind Werke aus der Serie Körperkonfigurationen (1972-76) zu sehen, die eine andere Form von Aktionen darstellen: in der Stadt und in der Natur. Die Künstlerin benützt ihren Körper auf nahezu skulpturale Weise und verdeutlicht so die Linien, die Räume samt der starken einengenden Macht, die von ihnen ausgeht. Sie regt also dazu an – anderen Kunstformen weit voraus –, sich den Raum außerhalb des Museums anzueignen, im Freien zu agieren. Da sie mit ihrem Körper im öffentlichen Raum spielt, führt sie anhand der Struktur der Straße und der Gebäude die Machtverhältnisse vor. Sie fügt eine konzeptuelle Dimension hinzu, der Körper wird zu einem Stift und zieht Linien; dies wird durch eingefügte Linien und Farben in der Fotografie verstärkt. Diese nahezu malerische Annäherung der Fotografie kommt noch deutlicher bei den Körperkonfigurationen in der Natur zum Ausdruck, die auf die konzeptuellen Fotografien weisen.

Es war uns ein Anliegen, auch zwei Videos mit einzubeziehen: Body Tape (1970) und Remote..., Remote...(1973), da dies ein wichtiges Medium für Valie Export ist. Ein Medium, das damals größere Freiheit bot und zeigt, wie die Künstlerin arbeitet und konzeptuell vorgeht. Und schließlich, um die Bedeutung der Aktion zu untermauern, haben wir die Poster von Aktionshose: Genitalpanik (1969), Manifest einer symbolischen Wende, ausgestellt, wie damals auf der Straße.

Auf phänomenologische Weise suchte Valie Export, etwas über ihren Körper, ihren Platz, die Künstlerfrage herauszufinden. Für mich steht sie in ihrer Vorgehensweise Bruce Nauman nahe, wo alles be- und hinterfragt werden muss, um überhaupt damit beginnen zu können zu existieren. Wie sie selbst sagt, sprachen ihre Nerven, und ihre Revolte wurde der Motor, um Grenzen zu überwinden, auch die eigenen. Mir scheint das über ein psychologisches Maß hinauszugehen, da es künstlerische, strukturelle und konzeptuelle Fragen betrifft. Mit ihren fotografischen Arbeiten, die aufgrund ihrer zeitlosen Aktualität aufrütteln, transzendiert sie die politische Frage.

Ihre Arbeit scheint aktueller denn je. Leider – oder zum Glück – müssen wir immer noch wachsam sein, was den Platz der Frauen in unserer Gesellschaft betrifft. Der ist weit davon entfernt, eine ausgemachte Sache zu sein. Ich glaube, dass genau dank solcher Werke wie jener von Valie Export Frauen heutzutage eher in der Lage sind, mehrere Rollen zu spielen – für sich selbst und für die anderen. Wie alle großen Künstler öffnet sie Türen, erweitert das Feld, verschiebt Grenzen. Das Werk von Valie Export ist ein Beispiel dafür, wie man sein eigenes Leben erfinden kann: sich ständig hinterfragen, um auf sich selbst und die Außenwelt einwirken zu können.“