Awanle Ayiboro Hawa Alis Serie von Gemälden unter dem Titel Fine feathers don‘t make fine birds befasst sich mit dem Leben zweier marginalisierter Gruppen junger Frauen in Accra: den „Kayayei- Mädchen“, weiblichen Trägerinnen, die aus dem Norden Ghanas zugewandert sind, und den „Girly Girls“, Sexarbeiterinnen in der Oxford Street. Durch ihre Erzählungen hinterfragt Ayiboro Themen wie Macht, Geschlecht, Überleben und Handlungsfähigkeit genauso wie die festgefahrenen gesellschaftlichen Normen Ghanas und stellt Klasse, Moral und Repräsentation zur Diskussion.
Ayiboros Protagonistinnen befinden sich an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlicher Ausbeutung und wirtschaftlichem Beitrag. Trotz der anhaltenden systemischen Vorurteile und begrenzten Möglichkeiten für Frauen in Ghana spielen beide Gruppen eine wesentliche, aber oft übersehene Rolle für die Wirtschaft des Landes. Was bedeutet es für diese Frauen, sowohl ausgebeutet als auch unverzichtbar zu sein? Wie verändert ihr Beitrag die Erzählung darüber, wer innerhalb des sozioökonomischen Terrains Ghanas Macht und Handlungsfähigkeit besitzt? Im Zentrum von Ayiboros Werk steht eine intensive Spannung: Die Rollen dieser Frauen sind an gesellschaftliche Tabus gebunden, die sie einschränken, doch sie schaffen sich Räume zum Überleben und zur Selbstverwirklichung.
Ayiboro zieht auch provokante Parallelen zur Geschichte des Barock. Ihre opulenten Kulissen beanspruchen die Erzählung für sich und machen darauf aufmerksam, dass die Pracht des Barock – sein Überfluss und seine Dekadenz – untrennbar mit der kolonialen Ausbeutung Afrikas, einschließlich der Goldküste, verbunden war.
Ayiboros Werk wird zu einem Akt der Rückeroberung, der die in Kunst und Kultur eingebettete Kolonialgeschichte sichtbar macht. Indem sie ihre Darstellungen zeitgenössischer ghanaischer Frauen in diesem historischen Rahmen verankert, positioniert sie ihre Geschichten als zentral für Vergangenheit und Gegenwart und gibt ein eindringliches Statement zu Widerstandsfähigkeit, Auslöschung und das andauernde Erbe von Ausbeutung und Schönheit ab.












