Jahrhundert wurde Benedikt von Nursia (480 - 547 n. Chr.) geboren, dessen „Sehnsucht nach der Urkirche“ ihn dazu brachte, das Evangelium und den Glauben in einer anderen Form zu vermitteln. Benedikt setzte sich mit der christlichen Kultur des Mittelalters auseinander, um ein neues Konzept zu schaffen. Aber was wollte er eigentlich aus dieser Zeit retten? Benedikt von Nursia versuchte, aus den Erkenntnissen der ersten Mönche, die isoliert in der Wüste lebten, ein fortschrittliches Projekt des Gemeinschaftslebens zu entwickeln. Er lebte in der Spätantike (zwischen 500 und 600 n. Chr.), einer Zeit, in der die Christen zwar nicht mehr verfolgt wurden, es aber keine gemeinsame Lehre für sie gab. Aus diesem Grund entstanden etwa hundert Jahre vor Benedikts Geburt die sogenannten Mönchsregeln, deren Verfasser die Regeln anderer christlicher Mystiker übernahmen. Sie versuchten damit, das Leben und die Organisation einer Klostergemeinschaft zu bestimmen und ihren Mitgliedern ein geistliches Fundament zu geben.

Der Vorschlag von Benedikt beinhaltete jedoch eine Erweiterung des Horizonts. Seine Regula Benedicti wurde auf drei wesentliche Punkte konzipiert: Gemäß der Regel "Ora et labora et lege" (Gebet, Arbeit und Lesung) sollten diese drei Elemente den Rhythmus im alltäglichen Klosterleben maßgeblich prägen. Darüber hinaus modifizierte er das Mönchsleben in weiteren Aspekten, sodass der spirituelle Kern des Mönchtums bewahrt bleibt. Das Werk wurde im Jahr 530 n. Chr. im Kloster Monte Cassino verfasst und umfasst 73 Kapitel, die etwa 40 bis 50 Seiten umfassen. Es beinhaltet Anweisungen für ein klösterliches Leben und thematisiert dabei insbesondere die Führung durch den Abt, den Gehorsam, das Gebet, die Arbeit, die Gemeinschaft und die Demut. Dieses Dokument ersetzte die frühere und strengere "Regula Magistri" und wurde zum Standard aller europäischen Klöster ab dem 9. Jahrhundert durch die Klosterreform. Obwohl diese Reform nicht aus Rom stammte, ist sie dennoch als eine Initiative zweier einflussreicher Autoritäten zu betrachten: Karl der Große, Kaiser des Fränkischen Reichs, und Benedikt von Aniane, angelsächsischer Mönch, in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Papstes Leo III.

Mönche, Gebet und Klosterleben

Die Stabilisierung des Mönchtums; die neuen Vorschläge Benedikts waren deutlich und klar formuliert. Sein Ziel war es, dass die Mönche in einer organisierten Gemeinschaft leben. In der Antike, in der Ära nach Konstantin, erfolgte die Christianisierung der Gesellschaft. Die historischen Quellen legen nahe, dass die damaligen Mönche dieses Ereignis als einen Verlust der Reinheit interpretierten. Daher erfolgte der Exodus in die Wüste, um die spirituellen Erfahrungen fortzuführen. Die Entscheidung, sich in der Wüste abzuschotten, wurde von Benedikt als kein vorbildhaftes Beispiel für die Gemeinde betrachtet. Er gibt die Empfehlung, das Mönchsleben in der Gemeinde unter bestimmten Bedingungen zu führen: das Klosterleben unter der Leitung eines Abtes. Ein derartiges Leben, das auf Gehorsam und Brüderlichkeit ausgerichtet ist, kann dazu beitragen, das Leben als lebensfreundlich zu gestalten.

Es ist festzustellen, dass das Maßhalten auch von ihm geregelt und verbessert wurde. Er legte es als zentrales Prinzip fest, in dem keine extremen Fastenpraktiken oder Nachlässigkeit geübt werden und betonte, dass werdende Mönche durch ein maßvolles Leben besser Gott dienen können. Der Begriff "Maßhalten" erfährt in diesem Sinne eine Übertragung in andere Disziplinen, beispielsweise in das geistige Leben. Dort bezeichnet er die Vermeidung von Ehrgeiz, Zorn und Stolz. Maßhalten hat einen Einfluss auf verschiedene Aspekte des Lebens. Dazu zählen beispielsweise die Nahrungsaufnahme, die sich durch eine genügende Menge, jedoch ohne Genuss auszeichnet, das Schlafen, das durch ausreichende Schlafdauer, jedoch ohne Faulheit charakterisiert wird, das Beten, das durch eine hohe Frequenz, jedoch ohne Überforderung gekennzeichnet ist, und das Arbeiten, das durch Fleiß, jedoch ohne Erschöpfung entwickelt wird.

Maßhalten ist für Benediktiner keine Einschränkung sondern einen Weg zur Freiheit und es druckt sich beispielsweise beim Essen und Fasten so aus: Jeder soll nach seiner körperlichen Verfassung und Kraft Nahrung erhalten. (RB1; 39,1). Beim Fasten in der Fastenzeit ruft Benedikt zur Zeit der Enthaltsamkeit auf und ist noch deutlicher: Jeder bringe Gott freiwillig etwas mehr dar: etwa durch eigenes Fasten, zusätzliche Gebete, Verzicht auf Bequemlichkeit oder gutes Tun. Alles soll jedoch der Abt genehmigen, damit nicht etwas Unüberlegtes und Anmaßendes geschieht. (RB1; 49,6–8). Damit erklärt uns er, dass Fasten für alle Christen sehr wichtig ist, es soll uns reinigen aber nicht unsere Gesundheit ruinieren oder Selbstquälerei werden.

Im Kapitel 20 der RB1 befasst sich Benedikt mit dem Beten und wie Mönche dadurch näher an Gott gehen können: Wenn wir zu mächtig und geschwätzig im Gebet sind, entfernen wir uns vom rechten Weg. Das Gebet soll kurz und rein sein, wenn es aus dem Gemeinschaftsgeist hervorgeht. (RB1, 20,4). Er war der Meinung, dass lange Gottesdienste oder zu viele Wörter nicht Näher zu unserem Herrn bringen sondern Erschöpfung verursachen. Das Gebet soll zur Begegnung mit Gott führen, indem man konzentriert jedes Wort, ob Psalmen oder Gebete, vom Herzen ausgesprochen werden.

Die Regula Benedicti für ganz einfache Katholiken, ist das überhaupt eine realisierbare Möglichkeit?

Obgleich Benedikt seine Regeln in dreiundsiebzig Kapiteln für ein monastisches Leben verfasst hat, sind die darin enthaltenen Lehren auch als Richtlinien für uns einfachen Katholiken anwendbar. Die Regeln finden im Alltag Anwendung, da Benedikt eine Anleitung für ein besseres christliches Leben verfasst hat. Der Autor legte in diesem Fall den Fokus auf das Konzept des Maßhaltens, welches er mit dem Verzicht auf übermäßigen Konsum sowie den bewussten Konsum von Essen, Fernsehen und Einkaufen verband. Es wird empfohlen, die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll einzuteilen und für Arbeit, Familie, Erholung und Gebet zu nutzen. Des Weiteren ist es von essentieller Bedeutung, zu erlernen, wann es vorteilhafter ist, sich zurückzuhalten und nicht zu sprechen, und wann es besser ist, den Mut zum Schweigen zu bewahren. In Bezug auf die zeitliche Einordnung der Gebetszeiten empfiehlt es sich, diese morgens und/oder abends zu integrieren. Als mögliche Beispiele können ein Morgengebet um 6 Uhr sowie ein Dankgebet um 22 Uhr vor dem Zubettgehen angeführt werden.

Die in der Regel formulierte Maxime "Bete und arbeite" (Ora et labora) impliziert, dass die Arbeit als Mittel der Gottesanbetung dient. Es ist von essentieller Bedeutung, dass auch die als marginal und unbedeutend wahrgenommenen Aufgaben im Haushalt, im Beruf oder im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeiten mit Hingabe und Gewissenhaftigkeit ausgeführt werden. In Bezug auf das Thema der Mitmenschlichkeit betont Benedikt, dass es essenziell ist, jeden Gast wie Christus selbst aufzunehmen, freundlich auf andere zuzugehen und Hilfsbereitschaft zu zeigen. Des Weiteren werden die zentralen Tugenden der Benediktiner, nämlich Demut und Gehorsam, in der als "Regula Benedicti" bezeichneten Schrift erwähnt. Es stellt sich die Frage, auf welche Art und Weise eine Anwendung dieser beiden Elemente in unserem Leben zu verwirklichen ist.

Benedikt verdeutlicht, dass es essenziell ist, sich in der Gemeinde oder Familie einzubringen, ohne dabei stets recht haben zu wollen. Schlussendlich ist zu akzeptieren, dass dem, was in unserer Umgebung geschieht, ein Sinn innewohnt, den wir nur mit göttlichem Zutun erkennen können. Obwohl unerwartete Schicksale und schmerzvolle Erlebnisse eintreten können, ist es entscheidend, sich vor Augen zu führen, dass diese Situationen eine göttliche Wirkung haben können, die sich zunächst nicht vollständig erschließen mag. Das Schwierige und Unangenehme verbergen auch einen Sinn; Gott formt, klärt oder vertieft etwas durch Krisen oder Prüfungen. Benedikt ruft dazu auf (Kapitel 4 der RB1), ihm zu vertrauen:

In der Trübsal standhalten. und

Nichts der Liebe zu Christus vorziehen.

(Benedikt von Nursia, Regula Benedicti, Kapitel 4)

Gemäß den Versen der Benediktregel wird zur Stärkung des Glaubens in schwierigen Lebensabschnitten ermutigt. Die Überwindung von Herausforderungen in dunklen Momenten wird als Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung, Reifung und Vertiefung des Glaubens betrachtet.

Anmerkungen

1 RB; Regula Benedicti (auf Deutsch: Die Regel des heiligen Benedikts von Nursia)