Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 11. Februar zum Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft erklärt, um die Schlüsselrolle von Frauen in der wissenschaftlich-technischen Community zu würdigen.

In diesem Zusammenhang organisierte die Chilenische Botschaft in Italien gemeinsam mit der Botschaft der Republik Albanien in ihren jeweiligen Vertretungen beim Heiligen Stuhl und beim Malteserorden die Konferenz „Frauen und Wissenschaft“, die am 27. Februar in der Aula Magna der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften in der Vatikanstadt stattfand.

An der Veranstaltung nahm auch Kardinal Peter Turkson, Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, teil. In seiner Eröffnungsrede war seine Ergriffenheit zu spüren, als er einräumte, dass dieses Thema zum ersten Mal in der Akademie behandelt wurde, die 80 Mitglieder hat, von denen 26 Frauen sind, und dass er daher die Initiative zur Förderung dieser Art von Treffen für sehr wichtig hielt, da Wissenschaftlerinnen oft aus der Geschichte ausgeklammert oder einfach hinter einem berühmten Mann unsichtbar gemacht wurden.

Die Leiterin der albanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl, Frau Majlinda Dodaj, bekräftigte, wie notwendig es sei, das Thema Frauen und Wissenschaft anzusprechen und die Schwierigkeiten zu verdeutlichen, mit denen Wissenschaftlerinnen tagtäglich in einem überwiegend männlichen Umfeld konfrontiert sind. Sich den Respekt der männlichen Kollegen zu verschaffen, ihre Fähigkeiten bestmöglich unter Beweis zu stellen, sind nur einige der Hindernisse, mit denen sie fertig werden müssen. Sie erinnerte an die erste Wissenschaftlerin ihres Landes, Sabiha Kasimari, die auch eine Klassenkameradin des späteren Diktators Enver Hoxha war. Es waren harte Zeiten, in denen versucht wurde, Intellektuelle und Gelehrte zu beseitigen. Laut Dodaj konnte Sabiha dies nicht ertragen und wies bei einer Begegnung Hoxha mit den Worten zurecht: „Mit wem wollen Sie dieses Land denn wieder aufbauen? Mit den Schustern?“

Die chilenische Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Patricia Araya Gutiérrez, verwies ihrerseits auf die Epoche, in der sich die Menschheit befindet: die so genannte vierte industrielle Revolution, und darauf, wie notwendig jeder von uns ist, um zur Lösung von Problemen wie Klimawandel, Süßwasserknappheit usw. beizutragen. Es sei unerlässlich, die Wissenschaften ohne Unterscheidung der Geschlechter zu fördern, um Pandemien und Krankheiten zu begegnen, die jeden Tag neu auftreten. Die Botschafterin erinnerte an die Worte von Papst Franziskus: „Wir haben die Pflicht, die Integration von Frauen an den Orten zu fördern, an denen Entscheidungen getroffen werden, um eine faire und gerechte Gesellschaft zu schaffen".

Es ist unabdinglich, Frauen in Arbeitsgruppen einzubeziehen, da dies Vielfalt, Kreativität und Innovation bringe, so Botschafterin Araya. Die Diplomatin fuhr fort: Laut der chilenischen Astronomin María Teresa Ruíz lehrt uns das Studium des Universums, dass wir Teil ein und derselben Menschheit sind, dass uns unser Schicksal gemeinsam ist, dass wir Frauen die Hälfte der Menschheit darstellen. Warum sollten wir dann nicht auch unseren Beitrag zu den Problemen leisten, die wir heute erleben? Die Welt braucht die Wissenschaft, aber die Wissenschaft braucht auch die Frauen, betonte Patricia Araya.

An der Tagung nahmen international anerkannte Fachleute teil, und anders als man angesichts der dichten Argumentation vermuten könnte, gelang es jedem einzelnen von ihnen, die maximale Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten, denn es schien, als ob sie den Weltraum auf die Erde brachten und so den Himmel mit ihren Händen berührten, um zu verstehen, dass Wissenschaft nicht langweilig oder für langweilige Menschen ist, sondern im Gegenteil für jeden, der einen rastlosen Geist und viel Neugierde hat.

Zu den Referenten gehörten auch Erida Nure vom Organtransplantationszentrum der Stiftung Policlinico A. Gemelli, Elisabetta Cavazzuti von der italienischen Raumfahrtbehörde und Guido Macchiarelli von der Universität Aquila. Die Astrophysikerin Francesca Panessa vom Italienischen Nationalen Institut für Astrophysik erzählte von ihrer Leidenschaft für die Erforschung des Universums und seiner Geheimnisse und von ihrem Spezialgebiet: der Erforschung schwarzer Löcher und der von ihnen eingefangenen Energie. „Ich bin nicht daran interessiert, die gleichen Fähigkeiten wie Männer zu haben, sondern ich möchte meine Fähigkeiten als Frau entwickeln“, sagte sie.

Tatiana Ribeiro Viana, wissenschaftlich-technische Sekretärin des Italo-Lateinamerikanischen Instituts (IILA), sprach über das internationale Weltraumrecht und das Konzept der integrativen Entwicklung. Verträge, denen 182 Länder beigetreten sind, darunter auch Chile, eines der wenigen lateinamerikanischen Länder, die unterzeichnet haben. Tatiana verabschiedete sich mit einem Zitat der italienischen Wissenschaftlerin Margherita Hack: „Im Leben gibt es nichts zu fürchten, nur Dinge zu verstehen“.

Silvia Piranomonte vom Italienischen Nationalen Institut für Astrophysik, die sich auf die Erforschung des Sterbens von Sternen und der ihnen vorausgehenden Explosionen spezialisiert hat, warf einen Blick zurück in die Geschichte und erinnerte an die Namen der ersten Wissenschaftlerinnen, wie Enheduanna aus dem 24. Jahrhundert v. Chr., eine babylonische Priesterin, Tochter des Königs Sargon. Dann gab es Agnodice, eine griechische Prinzessin aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., die als erste Astronomin der Geschichte gilt. Sie kannte die Ursache von Sonnenfinsternissen und konnte sie vorhersagen, was bei ihren Mitmenschen große Angst auslöste und ihr eine besondere Macht verlieh. Und schliesslich war da Ipazia, eine Frau von brillanter Intelligenz und leidenschaftlicher Wissbegierde, Mathematikerin, Physikerin, Astronomin, motiviert durch ihren Vater, den Leiter der berühmten Bibliothek von Alexandria.

Wenn wir die Geschichte dieser Frauen analysieren, können wir feststellen, dass es einen wichtigen Punkt gibt, der sie kennzeichnet: Sie lebten in einem familiären Kontext, der es ihnen ermöglichte, gebildet zu sein und Zugang zu Büchern zu haben; wir sprechen hier von einer Priesterin, einer Königstochter, einer Prinzessin und der Tochter eines mächtigen Mannes, die sich alle in einer privilegierten wirtschaftlichen Situation befanden.

Heute, mit der Globalisierung der Kommunikation, ist die finanzielle Situation vielleicht nicht mehr ausschlaggebend für den Zugang einer Frau zu wissenschaftlichen Studien, doch bleibt der familiäre und soziale Kontext immer noch ein entscheidender Faktor.

Werden wir durch diese Frauen der Geschichte ermutigt? Natürlich! Heute helfen uns Veranstaltungen wie die beschriebene Tagung ungemein, da sie uns die Möglichkeit geben, den Frauen selbst zuzuhören, wenn sie ihre Geschichten erzählen.

Es ist ermutigend zu wissen, dass Samantha Cristoforetti, die erste italienische Astronautin und die erste Europäerin, die die Internationale Raumstation (ISS) kommandiert hat, unermüdlich dafür gekämpft hat, Geschlechterparadigmen zu überwinden. Frauen können nicht mehr gefragt werden, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollen, was von einem „Karrieremann“ niemals verlangt wird. Wir können nur dankbar sein für diesen Raum, in dem wir alle das Gefühl haben, aus dem Weltall auf die Erde und damit auf unser eigenes Leben zu schauen.

Das „Nie wieder ohne uns“ wird immer lauter, denn wir wollen eine inklusive Erde, ohne die Schwerkraft, die uns an archaische Schemata bindet. Wie Samantha Critoforetti zu Recht sagte, „der Himmel hat keine Grenzen“ für die Menschen, y unsere Wissenschaftlerinnen sorgen hierfür bereits auf Erden.