Drei verschiedene Werkgruppen sind es, mit denen die in New York tätige Künstlerin Naama Tsabar (*1982 in Israel) die Räume des Kunsthaus Baselland zu einem Grossen zusammenführt — Transition, Works On Felt und Barricade. Sie bewegen sich in einem konstanten Wechsel zwischen Visuellem und Akustischem, Aktivem und Passivem.

Das Erste, das sich dem Besucher respektive der Besucherin eröffnet, steigt man die Treppe zum Untergeschoss hinab, ist die Werkgruppe Transi­tions, die zunächst wie grossformatige Malereien oder auch Zeichnungen erscheinen. Anstelle von Pigmenten verwendet Tsabar für ihre sinnlichen Kompositionen Kabel, Knöpfe, Stecker sowie Teile von Verstärkern und Lautsprechern. Einerseits sind sie direkt an der Wand installiert; andererseits funktionieren sie als Verstärker und Lautsprecher, die bei Aktivierung Klänge von sich geben. Tsabar selbst beschreibt sie deshalb gerne als «skulpturale Gemälde mit der Fähigkeit, Ton auszusenden».

Das Werk Barricade wiederum besteht aus mehreren Mikrofonen, die zu einer Dreiecksform arrangiert sind. Die Kabel der Mikrofone verlaufen entlang des Bodens in einer formalen Komposition, die den Weg des sich ausbreitenden Klangs widerspiegelt. Die räumliche Anordnung der Mikrofone ist Einladung und Hindernis zugleich, nicht zuletzt durch die Begrenzung des (performativen) Raums zwischen den Mikrofonen. Die in Barricade eingespeisten Klänge werden über verschiedene Transitions in den angrenzenden Raum übertragen und breiten sich somit auf die gesamte Ausstellungsfläche aus.

Darüber hinaus ergänzen Werke aus Tsabars fortlaufender Serie Work On Felt die gesamte Ausstellungsdramaturgie. Ähnlich wie in Transition bewegen auch diese sich zwischen dem Skulpturalen und dem Akustischen. Durch die Anbringung von Kohlefasern und Klaviersaiten erhalten die Objekte neue Eigenschaften, die ihren eigentlichen Charakter verändern. Durch ihre Materialität laden die Werke ein, berührt, aktiviert und erspürt zu werden. Das Gegenüber wird unmittelbar konfrontiert durch das reduzierte Erscheinungsbild der Werke und erhält die Möglichkeit, durch das Zupfen der Saiten Klänge zu erzeugen und somit direkt mit den Werken in Verbindung zu treten.

Seit Längerem interessiert sich die Künstlerin für Bewegungen des Körpers innerhalb des Raumes, die durch Musik und Sound begleitet bzw. geführt werden. In der Aktivierung verändern die Arbeiten ihre Lesbarkeit, verändern jedoch auch die Distanz zwischen Objekt und Subjekt — denn auch der Besucher respektive die Besucherin ist angehalten, Werke wie Works On Felt zu aktivieren. Viel hat diese Haltung der Künstlerin mit dem Verständnis zu tun, dem Gegenüber kein Werk zu präsentieren, das bewundert werden will oder als elitäre Behauptung den Raum dominiert. «I don’t like authority, to be framed — restricted», so die Künstlerin, «these works break the borders that were set for them by a certain artistic discipline, they do this by possessing the potential to expand to a different field of action, they are in constant states of transition.»

Mit einem Verweis auf die impliziten Geschlechterrollen und Verhaltenskodizes der Musik- und Clubwelt rückt Naama Tsabar zugleich mit ihren Arbeiten und Performances die aggressiven Gesten des Rock ’n’ Roll und dessen Assoziationen mit Männlichkeit und Macht in den Fokus, um sie sodann zu unterwandern. Ihre Arbeiten wirken wie ein Filter für die Dekadenz des urbanen Nachtlebens mit all seinen verführerischen und subversiven Facetten. Durch die energetische, sinnliche Begegnung mit den Werken entsteht eine Choreo­grafie aus Bewegungen und Sound, welche die BesucherInnen miteinbezieht und das Werk auf den gesamten Ausstellungsraum ausdehnt.

Am 13. Juni findet eine einmalige zur Ausstellung komponierten Performance zu Transitions #4 von Naama Tsabar statt, die alle drei Werkgruppen zusammenführt. Komponiert und realisiert von Anna Erhard, FIELDED, Kristin Mueller, Sarah Strauss, Naama Tsabar and Anja Waldkircher.