Zu Ehren des 150. Geburtstages von Cuno Amiet beleuchtet bromer kunst in einer Retrospektive das Œuvre des Wegbereiters der modernen Malerei in der Schweiz – mit ausgewählten Werken zu Sujets wie Bildnis, Selbstbildnis, Stillleben und Landschaft. Auf 1600 m² zeigt bromer kunst über 220 Werke Amiets aus acht Jahrzehnten. Darunter befinden sich auch Arbeiten, die noch nie an einer öffentlichen Ausstellung präsentiert wurden. Durch die grosszügige Unterstützung der Fondation Cuno Amiet, der Stiftung Schweizerisches Institut für Kunstgeschichte, einer Vielzahl von privaten Leihgebern und darüber hinaus Werken aus dem Eigenbestand der Galerie wurde es bromer kunst möglich gemacht, diese aussergewöhnliche Ausstellung zu realisieren.

Die Ausstellung eröffnete am Geburtstag des Künstlers, dem 28. März 2018. Ab der Vernissage wird für ca. zehn Tage der Garten der Oschwand, Amiets Lebensmittelpunkt, nachempfunden im grossen Saal des Hauses, vorzufinden sein – tatsächlich blühende Apfelbäume und Blumen lassen den von Amiet so geliebten Frühling in der Ausstellung Einzug halten, auch wenn es draussen möglicherweise noch schneit.

Unsere Ausstellungseinladung im PDF-Format können Sie hier abrufen.

Cuno Amiets künstlerischer Werdegang folgt der Entwicklungsgeschichte der Moderne, wie sie sich noch zu Lebzeiten des Künstlers herausbildete. Seine zeitnahe Übernahme nachimpressionistischer und frühexpressionistischer Stilmittel lässt es zu, ihn als Pionier der europäischen Malerei des 20. Jahrhunderts zu sehen. Die Retrospektive beleuchtet Amiets eigenständiges, reichhaltiges Werk – von seinen künstlerischen Anfängen in Pont-Aven, gefolgt von seiner Mitgliedschaft in der «Brücke»-Gruppierung bis zu seinem fruchtbaren Schaffen im idyllischen Wohnatelier auf der Oschwand.

Mit 24 Jahren hält sich Amiet im pittoresken bretonischen Fischerdörfchen Pont-Aven auf, wo sich der junge Künstler, angeregt von der sogenannten «Schule von Pont-Aven», von der akademischen Malerei, die er zuvor in München erlernt hatte, abwendete und begann, mit reinen Farben in neoimpressionistischer Manier zu malen. Während seines Aufenthaltes in Pont-Aven fand sich Amiet inmitten von avantgardistischen Künstlerkreisen wieder. Diese spornten ihn an, mit neuen Darstellungsweisen zu experimentieren. Er brach mit der akademischen Tonmalerei und verwendete fortan reine Farben für seine Malerei. Bei seiner Rückkehr in die vorwiegend konservativ gesinnte Schweiz fand er zunächst keinen großen Anklang damit. Dennoch beharrte er auf seinem Malstil und vermochte so mit den europäischen Avantgarde-Bewegungen mitzuhalten. Als Mitglied der Künstlergruppe «die Brücke», die heute als Wegbereiter des deutschen Expressionismus gilt, adaptiert Amiet in den Folgejahren eine dem Expressionismus getreuen Formensprache. Auf der Oschwand, einem ländlichen, auf einem Hügel gelegenen Weiler, lässt sich Amiet schliesslich nieder. Sein von einem prächtigen Garten umgebenes Haus etabliert sich künftig zu einem Zentrum künstlerischen Schaffens und einem Treffpunkt von Kunstinteressierten. Die idyllische Landschaft, unweit von bromer kunst, bei Langenthal, diente dem Künstler als Inspirationsquelle für eine Vielzahl Gemälde, Graphiken und Zeichnungen.

Cuno Amiet (*28.3.1868 Solothurn, 6.7.1961 Oschwand) gilt als Wegbereiter der modernen Malerei in der Schweiz, da er als Erster der Farbe den Vorrang in der Komposition gab. Als Fünfzehnjähriger malte Amiet das erste Selbstporträt. 1884 wurde er Schüler von Frank Buchser. 1886-88 besuchte Amiet die Akademie der Bildenden Künste in München, 1888-92 die Académie Julian in Paris. 1892 ging Amiet für ein Jahr nach Pont-Aven, wo er Gauguin und van Gogh entdeckte und die Grundlagen für seinen Kolorismus legte.

Bei seiner Rückkehr in die Schweiz stiess seine Verwendung reiner Farben auf Ablehnung. Unter dem Einfluss Ferdinand Hodlers, zu dem er bis 1905 eine enge Beziehung pflegte, setzte er sich mit dem Jugendstil auseinander. Dann wurde die Expressionisten-Vereinigung «Die Brücke» auf Amiet aufmerksam und gewann ihn als Mitglied (1906-13). Er experimentierte erneut mit einem reinen Kolorismus, und es entstand ein eigenständiges, reichhaltiges Werk, in dem vier Themen besonders hervortraten: der Garten, die Obsternte, die Winterlandschaft und das Selbstporträt. Oschwand, wo er sich 1898 niederliess, wurde ab 1908 zu einem Zentrum künstlerischen Schaffens und einem Treffpunkt von Kunstschaffenden und -sammlern.