Valentin Carron wurde von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia nominiert, die Schweiz vom 1. Juni bis 24. November 2013 an der 55. Kunstbiennale von Venedig im Schweizer Pavillon in den Giardini zu vertreten. Seine Ausstellung wird ergänzt durch ein umfangreiches Diskussions- und Veranstaltungsprogramm, dem «Salon Suisse», das im Palazzo Trevisan degli Ulivi stattfindet.

Skulpturale Arbeiten sind in Valentin Carrons Schaffen ein zentrales Element. Inspirationsquelle für seine Werke ist seine nahe Umgebung und Heimat, der Kanton Wallis. Hier ist Carron aufgewachsen und hier lebt und arbeitet er nach wie vor. Seine Bildsprache spielt mit der Zeichenwelt dieser weltweit bekannten Tourismusregion, adaptiert und ironisiert diese und macht sie zu seiner eigenen. Carrons Arbeit provoziert durch stilistische Gegensätze und Verwendung «unechter» Materialien welche die Frage nach Original und Kopie, nach Tradition und Identität aufwerfen.

Für den Schweizer Pavillon arbeitet der Künstler mit dem Kurator Giovanni Carmine, Direktor der Kunst Halle Sankt Gallen, zusammen. Valentin Carrons Ausstellung beruht auf einem ortspezifischen Konzept und umfasst neben skulpturalen Arbeiten an den Wänden auch freistehende Skulpturen und Readymades. Am Eingang des Pavillons begrüsst eine schmiedeeiserne Schlange den Besucher deren über 80 Meter langer Körper sich wie eine gezeichnete Linie durch die Räume windet. Carrons Biest, dessen anderes Ende ebenfalls einen Kopf hat, wird in der klaren, modernistischen Architektur des 1952 von Bruno Giacometti erbauten Schweizer Pavillons gleichsam zum dekorativen Element. Ihr Weg durch den Pavillon würdigt den architektonischen Rahmen, stellt aber gleichzeitig den Stellenwert der Kunst und die Funktion von Skulptur in Frage. Diese Kombination von Symbolik und Arbeit mit dem Raum ist typisch für Carron, der sich auf mutige Weise archaischer Symbole, archetypischer Formen und kunsthistorischer Referenzen bedient.

Zu den weiteren in der Ausstellung gezeigten Arbeiten gehören Remakes von abstrakten «Glasfenstern», inspiriert durch die säkulare und religiöse Architektur der 1950er- Jahre, die an moderne, abstrakte Gemälde erinnern, aber tatsächlich aus Glasfasern bestehen; eine Sammlung in Bronze gegossener, flacher Musikinstrumente, die durch ihre Hängung den Raum aufzubrechen scheinen; und ein restaurierter Piaggio Ciao Motorroller, der durch in diesem Kontext zum Readymade wird. Diese scheinbar nicht zusammenhängenden Arbeiten verunsichern uns: nichts ist wie es scheint, alles wird in Frage gestellt. Trotzdem mündet die Ausstellung – in den Worten des Kurators Giovanni Carmine – «in einen eleganten Diskurs über die Schwierigkeit Skulpturen zu definieren».

Valentin Carron (geb. 1977 in Martigny, Schweiz) ist einer der überzeugendsten Schweizer Künstler seiner Generation. Seine wichtigste Inspirationsquelle ist seine Heimat, der Kanton Wallis. Dessen kulturelles Erbe ist massgeblich vom Tourismus geprägt. Er deutet die vertraute Bildwelt der Region neu, sodass sie ambivalent und befremdend wirkt. Seine Arbeiten rufen Zweifel an der Authentizität der Dinge und ihren allgemein gültigen Bedeutungen hervor und erinnern daran, dass Identität letztlich nur eine Konstruktion ist. Valentin Carron schloss im Jahr 2000 seine Ausbildung an der kantonalen Kunstschule von Lausanne ab. In den letzten Jahren widmeten ihm der Palais de Tokyo (Paris, Frankreich 2010), La Conservera (Murcia, Spanien, 2009), die Kunsthalle Zürich (Zürich, Schweiz, 2007) und das Swiss Institute (New York, USA, 2006) Einzelausstellungen. Für 2014 ist eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Bern (Schweiz) geplant. Den Besuchern der Art Basel 2009 ist Carron mit seiner riesigen Skulptur eines schwarzen Kreuzes auf dem Messeplatz in Erinnerung geblieben. 2004 veröffentlichte die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia in der Reihe «Collection Cahiers d’Artistes» eine erste Monografie über Valentin Carrons Arbeit. Carron publizierte zwei Kataloge bei JRP|Ringier und wird anlässlich seiner Ausstellung im Schweizer Pavillon in Venedig ein Künstlerbuch mit Kollagen aus aktuellen Skulpturen, Hintergrunddetails und Photoshop-Effekten herausbringen.

Giardini di Castello
Fondamenta dell'Arsenale
Venedig 30122 Italien
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