Sie war eine der ersten promovierten Kunsthistorikerinnen in Deutschland, leitete das Wallraf-Richartz-Museum im ersten Weltkrieg, mischte als Dadaistin die etablierte Kölner Kunstszene auf, war elf Jahre vor den Nazis auf der Flucht, die sie 1944 in Ausschwitz ermordeten – und doch ist Luise Straus- Ernst, diese starke Frau mit dem bewegten Leben, vielen nur als die erste Ehefrau von Max Ernst bekannt. Dieser ungleichen Wahrnehmung setzt das Wallraf nun eine eigene Ausstellung entgegen. Dafür rekonstruiert das Museum die 1917 von Straus-Ernst an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte, dem „Museum Wallraf-Richartz“, gezeigte Sonderschau Alte Kriegsdarstellungen – Graphik des 15. bis 18. Jahrhunderts.

Mit rund 120 Blättern von Meistern wie Dürer, ­Goltzius und Callot widmete sie sich einem damals wie heute brisanten Thema und versprach den Besuchern im begleitenden Katalog „einen knappen Überblick über die Kriegsdarstellungen in der graphischen Kunst“. Aber die Schau war keine Jubelausstellung, die die schwindende Kriegseuphorie des deutschen Volkes wieder entfachen sollte. Im Gegenteil: Die stummen Blätter zeigten und zeigen den Krieg als menschliche Katastrophe, ungeschönt und in all seiner Nachdrücklichkeit.

Das Wallraf rekonstruiert die Ausstellung von Luise Straus-Ernst in seinem Graphischen Kabinett mit einer Auswahl von 30 der damals gezeigten graphischen Werke. Dabei thematisiert die Schau auch die Motivation, mit der sich Straus-Ernst einst dem Thema Krieg in der Kunst widmete. Die momentane weltpolitische Lage lässt diese Auseinandersetzung aktueller denn je erscheinen. Die Künstlerin Louisa Clement (*1987 Bonn) wird darüber hinaus mit ihrer Gestaltung der Rekonstruktionsausstellung weitere Bezüge zwischen damals und heute herstellen.