Von goldbeglänztem Haar umwoben
Das Flämmchen sich ins Holze glüht
Und Wärme speichert für das Leben
Wie die Blütenkelche Nektar füllt

Hat sich gebettet auszuruh’n
Das Kinde meiner Seele
Um strahlend zu beginnen neugeboren
Was wir an Zeit im Traum verloren.

Auf einem Blütenmeer treibend, still und sanft gebettet, ruht ein Mädchen. Es taucht sein Gesicht in eine duftende Schlafstatt aus stilisierten Blumenköpfen, die seinen Traum umfangen, ihn süß und lieblich werden lassen, um das Getöse eines vorangegangenen Wachzustandes abzustreifen.

Der kindlich schlafende Körper weckt den Beschützerinstinkt im Beobachter. Stark angezogene Beine, ein gerundeter Rücken, die Hände nahe dem Gesicht - ähnlich einem Fötus im Mutterleib rollt sich die Figur in der Stille zusammen und scheint so ihr sensibles Innere vor der Außenwelt schützen zu wollen. Geborgenheit suchend, Wärme speichernd, sich regenerierend. Körper, Seele und Geist bilden im dargestellten Augenblick eine unabdingbare Einheit, die im Gestern, Heute oder Morgen sich darauf vorbereitet, der nächsten Herausforderung zu begegnen.

Der Zuschauer darf hier eine Continua rinascita, eine stetige Wiedergeburt, miterleben, die sich ganz real beim Wechsel von einer Ruhe- in eine Aktionsphase, von einem Lebensabschnitt zum darauffolgenden oder spirituell beim Übergang von einem Leben zum nächsten vollzieht. Eines ist sicher, es handelt sich dabei um ein kontinuierliches Voranschreiten, um die beständige Evolution, die in ihrer Konsequenz, letztendlich zu einem besseren Sein führen will.

Die Bayreuther Künstlerin Susanne Seilkopf macht keinen Hehl daraus: Sie steht zu ihrer Leidenschaft, die das Sichtbarmachen alles Kindlichen, Zarten und Schützenswerten in ihren Werken betrifft. Sie liebt die Welt der Märchen, Geschichten und kleinen Gegenstände. Einen stetig wiederkehrenden und unübersehbaren Bezug zum Märchen stellt bei ihr nicht nur der Bildgegenstand in seiner Form, sondern auch der Gebrauch des Goldes als Farbe dar, eben dort, wo es um den unvergessenen Zauber aus Kindertagen geht, um die kleine Prinzessin in jeder modernen Frau, die sich hartnäckig ein Happyend für ihr Leben wünscht und konsequent daran arbeitet.

Stilisiert und auf das Essentielle ihrer Gestalt reduziert, blicken die liebenswürdigen Tierbüsten um sich, wobei sich jede einzelne zu fragen scheint: „Nanu, warum bin ich hier?“. Eine gute Frage, die sich vermutlich jeder schon einmal gestellt hat. In der Serie FUNimals porträtiert die Künstlerin Tiere, die ihr bereits in der Kindheit begegneten: den Hahn, die Ente, die Kuh, das Kaninchen & Co. „Tiere faszinieren mich, seitdem ich denken kann. Ich liebe sie einfach. Dass dies auch heute noch so ist, glaube ich, mag daran liegen, dass ich sie als ehrliche Geschöpfe empfinde. Sie verstellen sich nicht so, wie es die Menschen vermögen. Sie zeigen ihre Zu- oder Abneigung sehr direkt. Selbst uns fällt es manchmal einfacher mit ihnen zu kommunizieren als mit unserem menschlichen Gegenüber. Da muss man sich doch fragen, wieso - nicht wahr? Die FUNimals bezeichne ich daher auch gern als warme Bilder, sie finden sofort den Weg in dein Herz, ohne jede Umleitung.“

Zu wärmenden Bildern werden Susanne Seilkopfs Arbeiten wirklich, unterstützt durch die gewählte Gestaltungstechnik der Phyrographie, durch die sie nicht nur mittels Lötkolben eine dauerhafte Spur im Holz hinterlässt, sondern sich mit viel Hingebung in die Gefühlswelt und das Gedächtnis ihres Publikums brennt.

Aber trotz großer Kulleraugen, die ihre Tierdarstellungen charakterisieren oder jenes güldenen Funkelns gleiten ihre Werke nicht ins Banale ab. Ihr gelingt es, ihnen sowohl Charme als auch Tiefgang zu verleihen, indem sie eine reduzierte Formensprache entwickelt, sich auf das Wesentliche konzentriert sowie sorgfältig und äußerst präzise arbeitet. Hat die Künstlerin eine Idee, und daran mangelt es ihr nie, begibt sie sich auf den Weg des Experimentierens. Das serielle Vorgehen bestimmt dabei ihr gesamtes künstlerisches Schaffen, da sie besonders daran interessiert ist, die zahlreichen Facetten ihrer gefundenen Bildgegenstände zu ergründen, die sich in Serie gut aufgehoben, ja gar behütet vorkommen.

Es ist dieses übergeordnete Quäntchen Melancholie, die Sehnsucht nach Geborgenheit, die stets selbst in den noch so dynamischen oder heiteren Themen, die Susanne Seilkopf zur künstlerischen Auseinandersetzung wählt, mitschwingt, die uns im Stillen anrührt, an unsere Wünsche erinnert, uns zu tieferem Nachdenken, süßerem Weltenschmerz oder höherer Spiritualität führt und zur Genesung der eigenen Seele beiträgt!

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