Berlin Atonal kehrt vom 19. bis zum 23. August zurück ins Kraftwerk Berlin. Das bereits von 1982 bis 1989 etablierte Festival der Berliner Kunst- und Postpunk Szene zeigt wie in den vergangenen zwei Jahren eine Auswahl an Konzerten, audio-visuellen Shows und Sound-, Licht- und Kunstinstallationen, darunter zahlreiche Weltpremieren. Fünf Tage lang öffnet das kathedralenhafte Kraftwerk seine Türen für eine Reihe der spannendsten und renommiertesten Künstler der experimentellen Musik- und Kunstwelt und wird einmal mehr zum Experimentierfeld und Schauplatz für Innovationen über das gesamte Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen hinweg. Aftershows in Tresor Club, OHM und anderen Venues innerhalb des monumentalen Kraftwerk-Komplexes liefern darüber hinaus ein umfassendes Programm von Berlin Atonals singulärer Version von Clubmusik.

Berlin Atonal fühlt sich geehrt, eines der außergewöhnlichsten Musik-Events des Jahres präsentieren zu dürfen: die einzige in Europa stattfindende Live-Performance von Outside The Dream Syndicate, der legendären Kollaboration der experimentellen Film- und Avantgarde-Ikone Tony Conrad mit Jean-Hervé Péron und Zappi W. Diermaier, den Kernmitgliedern der deutschen Krautrock-Band Faust. Die 1973 gemeinsam produzierte LP zählt zu den Meilensteinen der Drone und Minimal Music des späten 20. Jahrhunderts. Bei Berlin Atonal wird das Kollektiv zum ersten Mal nach über 20 Jahren wieder gemeinsam die Bühne betreten. Den Zuschauer erwartet dabei eine Kollage aus mächtigen Violinen-Drones und donnernden Drums, voll markerschütternder Bassfrequenzen, die zu einer kosmischen Mischung aus Krautrock und Drone verschmelzen wird.

Ein weiterer Schlüssel-Act, der Berlin Atonal in diesem Jahr die Ehre erweisen wird, ist SUMS, die Kooperation des Raster Noton Künstlers Kangding Ray aka David Letellier mit dem Post-Rock-Musiker Barry Burns (Mogwai). Letellier und Burns gelten in ihren jeweiligen Genres als richtungsweisend. Für ihr gemeinsames neues Projekt erschaffen die beiden mit Hilfe eines elektro-akustischen Instrumentariums und weiterer Musiker eine Soundlandschaft, die Elemente beider musikalischer Backgrounds in sich vereint.

Alessandro Cortini ist in Industrial-Kreisen weithin bekannt als Live-Elektroniker der Band Nine Inch Nails. Sein umfassender Katalog an Solo-Produktionen wie auch Zusammenarbeiten mit NIN-Begründer und Frontmann Trent Reznor und dem Academy Award-Preisträger Atticus Ross haben darüber hinaus Cortinis Status als integralem Bestandteil der zeitgenössischen Avantgarde-Landschaft gefestigt. Beim diesjährigen Atonal präsentiert der italienische Musiker die allererste voll audio-visuelle Performance seines Solo Projekts “Sonno”. In seiner erstaunlichen Fähigkeit, emotionale Inhalte in Relation zu elektronisch synthetisierten und prozessierten Sounds zu transportieren, steht Cortini dabei ganz in der magisch-technologischen Tradition von Künstlern wie Donald Buchla, Suzanne Ciani, Morton Subotnick und Charles Cohen. Die Weltpremiere seines neuen Soloprojektes wird ihm zum ersten Mal erlauben, seine Fähigkeiten in höchstem Maße zu entfalten und der Welt Material des Nachfolge-Projekts seiner bahnbrechenden Veröffentlichung auf Hospital Productions vorzustellen.

Elektronischer Minimalismus in Form von Synthesizer-Soundscapes wird den Hauptraum des Kraftwerks erfüllen, wenn David Borden + The Mother Mallard Ensemble für eine einmalige retrospektive Performance zusammen auftreten werden. David Borden, als einer der herausragenden Repräsentanten der Live-Elektronik und Minimal Music, ist seit über fünf Dekaden in der zeitgenössischen Klassik und Neuen Musik aktiv. Bekannt wurde er als treibende Kraft des Mother Mallard Ensemble, des weltweit ersten Synthesizer-Ensembles. Borden stand Ende der 60er Jahre in engem Kontakt mit Dr. Robert Moog und war einer der ersten Musiker, der dessen Minimoog einsetzte. Nachdem er Steve Dress und Linda Fisher in die Bedienung der zusätzlichen Synthesizer eingeführt hatte, begann die Gruppe Stücke von Pionieren des Minimalismus wie Terry Riley, Steve Reich und Philip Glass aufzuführen. Bei Berlin Atonal wird eine reformierte Version des Mother Mallard Ensemble von David Borden höchstpersönlich für die spezielle Retrospektive seines Werkes angeleitet.

Der studierte Klangforscher und Meister deepen, abstrakten Technos Mike Parker wird beim diesjährigen Atonal eine seiner ersten audiovisuellen Live-Shows in über 15 Jahren spielen. Die Visuals werden dabei speziell auf die weitläufige Architektur des Heizkraftwerks zugeschnitten. Parkers expansiver Techno wird die riesigen Flächen der Industriekathedrale mit reißenden Klangstrudeln und außerirdisch anmutendem Heulen bis in den letzten Winkel erfüllen.

Berlin Atonal wird zudem Schauplatz für Regis und Ancient Methods sein, um ihr ehemaliges Projekt Ugandan Methods nach einem finalen Auftritt im Jahr 2009 wiederzubeleben. Die musikalische Partnerschaft des Downwards Labelbosses Karl O’Connor und der schattenhaften Industrial-Sphären des „sonic punishers“ Ancient Methods kreiert ein gnadenloses Amalgam aus technoiden Breakbeats, Kollisionen industrieller Techno-Mechanics, schroffer Kriegsrhythmen und brodelnden Tribalismen.

Das Festival lädt darüber hinaus den Neuseeländer Fis ein, nach seinem beeindruckenden Atonal-Set im letzten Jahr eine neue Version seiner scheppernden audiovisuellen Show zu inszenieren, außerdem den visionären japanischen Künstler Ena für die Weltpremiere seiner AV-Show, die österreichische Autorin und Klangexperimentatorin Chra, die Anfang 2015 ihr Solo-Release auf Editions Mego veröffentlichte, und den in Osaka lebenden Ryo Murakami, dessen aktuellstes Release auf Bedouin Records zwischen Drone und Musique Concrète angesiedelt ist und als synthetische Version von Sunn O)))s Avant-Doom verstanden werden kann.

All dies ist nur ein erster Vorgeschmack auf Berlin Atonal 2015. Im Laufe der kommenden Wochen werden wir noch weitere Welt-Premieren, Installationen und Aftershow Partys bekannt geben.

Für weitere informationen besuchen sie: www.berlin-atonal.com