Mit seiner Installation Trittico 57 bespielt Francesco Arena ab dem 31. März den project room im Erdgeschoss des Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bozen. Trittico 57 steht in einem Ausstellungsraum, in dem neue und für diesen Ort entwickelte Projekte – auch aus Südtirol – gezeigt werden. Mit seiner dreiteiligen Arbeit verknüpft der Künstler (1978, Torre Santa Susanna, Brindisi), wie schon im Titel angedeutet, mit bildhauerischen Mitteln zwei Ereignisse aus dem Jahr 1957.

Anlässlich des Südtirol-Besuches von Staatspräsident Giovanni Gronchi wurden in diesem Jahr die letzten drei Tafeln des monumentalen Reliefs von Hans Piffrader an der ehemaligen Casa Littoria, das heute die Finanzämter in Bozen beherbergt, angebracht. Diese Marmorplatten vervollständigten das im Relief integrierte Mussolini-Portrait aus dem Jahr 1943 – Piffrader hatte den Duce als triumphierenden Reiter dargestellt, der die Hand zum römischen Gruß erhebt. Das zweite Ereignis: Am 7. August 1957 kündigte der Romancier Italo Calvino, als Reaktion auf die Haltung des PCI zum 1956 niedergeschlagenen Aufstand in Ungarn, in einem offenen Brief in der „Unità” seinen Austritt aus der Italienischen Kommunistischen Partei an.
Der Künstler stellt zwischen diesen scheinbar voneinander unabhängigen Ereignissen eine Verbindung her – hier wird etwas an die Wand gepresst oder hinzugefügt (die drei Relief-Tafeln zu Piffraders Mussolini-Portrait), dort löst sich jemand von seinen Wurzeln, wie der ehemalige Partisan Italo Calvino, der 1957 jene Partei verlässt, die lange Zeit seine politische „Heimat” gewesen ist. Auf das Mussolini-Bild antwortet der Schatten des 1953 verstorbenen Diktators Josef Stalin, dessen posthumen Einfluss auf die kommunistischen Parteien in Ost- und Westeuropa, Calvinos Text als Akt der Empörung entblößt.

In Trittico 57 fallen diese beiden Ereignisse zusammen. Die drei von Francesco Arena im project room des Museion aufgestellten Platten entsprechen genau den Tafeln des Piffrader-Reliefs aus dem Jahr 1957. Beide Künstler nutzen Travertin-Marmor, der Umfang der jeweiligen Platten ist deckungsgleich. Dennoch unterscheiden sich beide Arbeiten: Francesco Arena hat den Text des Calvino-Briefs in die Oberfläche seines Flachreliefs gemeißelt und damit beide Ereignisse sichtbar zusammenfügt – auch wenn dieser Eingriff auf den ersten Blick nicht zu dechiffrieren ist. So „schreibt” der Bildhauer Calvinos öffentliche Parteikritik hier nicht mit gewöhnlichen Buchstaben nieder – sondern greift auf die minimalistische Signalsprache des Morse-Codes zurück. Und das ist natürlich kein Zufall: Denn das Anpressen und Loslassen knopfförmiger Telegrafentasten sind Basisbewegungen der Morse-Methode – die hier zum Sinnbild für die komplexe Motorik entgegengesetzter politischer Standpunkte wird.

Der rhythmisch strukturierte Bewegungsablauf bei der Produktion langer und kurzer Zeichen legt sich also vor den Wortsinn. Bei der Arbeit benutzte Francesco Arena ein Sandstrahlgerät, das Buchstaben auf Marmoroberflächen reinigen und zugleich verwischen und unlesbar machen kann. Dabei gleicht der Druck des Sandstrahls auf das Gestein dem Zerplatzen einer epochalen Sanduhr: Dieser Sand kann Dinge verdecken und verbergen, oder – in Verbindung mit Wasser und Zement – zu neuen Bauwerken zusammenfügen. Eindrucksvoll zeigt Trittico 57 beide Varianten – die Aufklärung und die Verdrängung – im Umgang mit historischen Fakten auf. Wie alle Arbeiten von Francesco Arena ist auch dieses, für das Museion entwickelte Werk, das Ergebnis eines langen Prozesses, der als Suche nach Form und Material immer auch Teil einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit der italienischen Geschichte ist.

Vernissage:
Freitag, 30. März 2012, 19 Uhr.

Eröffnung:
Von Dienstag bis Sonntag: 10.00 - 18.00
Jeden Donnerstag: 10.00 - 22.00

Museion
Via Dante 6
39100 Bolzano
Italia
Informazioni
t. + 39 0471 22 34 13
f. + 39 0471 22 34 12
info@museion.it
www.museion.it